PROFiL - das Lehrqualifizierungsprogramm der LMU
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Interview mit Marco Keller

Tutorenausbilder bei TutorPlus

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Herr Dr. Marco Keller ist akademischer Oberrat am Department Pharmazie der LMU München.

TutorPlus ist ein multiplikatives Qualifikationsprogramm für Dozierende aller Fachbereiche der LMU München, die ausgebildet werden, Tutorinnen und Tutoren für spezifische Lehraufgaben zu qualifizieren.

Interview als PDF zum Download (113 kB)

1) Wie war die Situation von Tutorinnen und Tutoren an Ihrem Institut/Ihrer Fakultät vor Ihrer Tutorenausbildung?

Als ich im Wintersemester 2006 mit meiner Promotion im Department Pharmazie begann, gab es weder Tutoren noch Mittel aus dem „Qualitätspakt Lehre“, um daraus Tutoren finanzieren zu können. Eingesetzt wurde ich damals als Assistent im Chemie-Praktikum des 1. Semesters Pharmazie. Während meiner anfänglichen Lehrtätigkeit kam mir die Idee, meine Erstsemesterstudenten mit Studenten höherer Semester zu vernetzen. Es sollte zu einem direkten Austausch über die verschiedenen Bereiche des Pharmaziestudiums kommen. Insbesondere aber wollte ich die Möglichkeit schaffen, auch außerhalb meiner Veranstaltungen Fragen zum Praktikums- und Seminarinhalt und zum Umgang mit Gefahrstoffen stellen zu können. Die sogenannten „ehrenamtlichen Tutoren“ konnten ihre Erfahrungen, sowohl fachlicher als auch organisatorischer Art, mit den Studienanfängern teilen und diesen damit den Einstieg in ihr Studium erleichtern.

Mit dem Start des „Qualitätspaktes Lehre“ (Lehre@LMU) im Jahr 2012 waren erstmals Mittel verfügbar, um Tutoren einzustellen, die in der Lehre als Übungs- oder Praktikumstutoren eingesetzt werden konnten. Seit dem Start der Förderung werden am Department Pharmazie in über 45 Veranstaltungen ca. 95 Tutoren pro Jahr beschäftigt. Durch diese Vielzahl an Tutoren musste aber auch ein System geschaffen werden, das die Qualität der Tutorien gewährleistet. Hauptaufgabe war es, geeignete Tutoren zu finden und diese auf ihre Lehraufgaben optimal vorzubereiten. Zu Beginn wurde diese Vorbereitung dezentral von den einzelnen Lehrverantwortlichen organisiert. Der Schwerpunkt der Einweisung lag auf der fachlichen Ebene. Hilfestellungen, wie Tutoren Ihre Veranstaltungen strukturieren, vorbereiten und durchführen können, gab es nicht.

2) Welche Veränderungen stellen Sie nach der Schulung von Tutorinnen und Tutoren an Ihrem Institut/Ihrer Fakultät fest?

Auf das Weiterbildungsangebot von TutorPlus wurde ich durch ein Rundschreiben aufmerksam. Das Angebot richtet sich an Lehrende, die selbst Tutoren hochschuldidaktisch ausbilden wollten, um damit die Qualität der Lehre dauerhaft bereits auf der Ebene der Tutoren zu verbessern. Ein wichtiger Grund, mich für die Teilnahme an TutorPlus zu bewerben, war u.a. die Verbesserung meiner eigenen Hochschullehre.

Mit meiner heutigen Verantwortung als Seminarleiter und Praktikumsverantwortlicher wollte ich meine Veranstaltungen auf ein solides Fundament stellen und die dafür nötigen handwerklichen Grundlagen erlernen. Die persönliche Weiterentwicklung im Bereich Methodik, Didaktik und Rhetorik waren mir wichtig. Zu Beginn meiner Promotion bekam ich Lehrverantwortung übertragen, ohne vorher speziell für diese Aufgabe geschult worden zu sein. Meine Situation damals unterschied sich also nicht sonderlich von der Situation unserer Tutoren vor meiner Ausbildung. Ich wollte daher einen Workshop für Tutoren entwickeln, der sie auf genau diese Aufgaben vorbereitet. Davon sollten nicht nur die Teilnehmer der Tutorien profitieren sondern auch die Tutoren selbst. Ein zusätzlicher Anreiz war natürlich auch die Möglichkeit, das Zertifikat „Hochschullehre der bayerischen Universitäten“ zu erwerben.

3) Warum haben Sie sich für die Teilnahme an TutorPlus entschieden?

Nach meiner TutorPlus-Ausbildung wurden am Department Veränderungen angestoßen, die die Bereiche Ausbildung von Tutoren und deren Akquise betrifft. Ich biete einmal jährlich einen dreitägigen Workshop an, bei dem Tutoren auf ihre Aufgaben im Tutorium vorbereitet werden. Die Schwerpunkte des Workshops liegen in den Bereichen Präsentation, Didaktik, Methodik, Gruppenleitung und Umgang mit schwierigen Situationen. Die Tutoren optimieren während der Schulung ihr Ausdrucksverhalten, indem Sie durch videounterstützte Übungen ihr Auftreten reflektieren. Sie erhalten außerdem kollegiales Feedback von den anderen Kursteilnehmern. Der Schwerpunkt im Bereich Didaktik liegt im Kennenlernen, Implementieren und Anwenden von Lehrmethoden. In Feedbackgesprächen und Evaluationen hat sich gezeigt, dass Tutoren nach der Schulung hoch motiviert sind, das Erlernte in der Praxis anzuwenden.

Während vor der Schulung Bedenken verschiedenster Art überwiegen, blicken sie nach dem Training mit Vorfreude auf ihr erstes Tutorium. Wir haben zudem Anreize für die Teilnahme an der Schulung geschaffen: So erhalten die Teilnehmer nicht nur ein Tutorenzertifikat der Ludwig-Maximilians-Universität sondern werden aufgrund ihrer besseren Qualifikation auch höher für ihre Lehrtätigkeit vergütet. Zur Akquise von geeigneten Tutoren wurde mit großer Unterstützung von Dr. Thomas Engel, Studiengangskoordinator des Departments Chemie und Biochemie und ebenfalls Tutorenausbilder, eine Online-Plattform mit einer Übersicht über alle Tutorien eingerichtet, auf der sich interessierte Studierenden für ein Tutorium bewerben können. Nach Anmeldeschluss erhalten die Dozenten Zugriff auf die Anmeldungen und können dann aus einem Pool geeigneter Bewerber auswählen.

4) Was ist Ihr persönlicher Gewinn durch die TutorPlus-Ausbildung?

Die Ausbildung zum Tutorenausbilder war für mich in vielerlei Hinsicht gewinnbringend: Zum einen habe ich während der Ausbildung Kompetenzen erworben, die ich für meine eigenen Lehrveranstaltungen nutzen kann. Auch die Menschen, die ich auf diesem Weg kennenlernen durfte, sind ein persönlicher Gewinn. Sowohl die Arbeit mit meinen Kollegen während der Ausbildung als auch der professionelle Austausch und die damit verbundenen Feedbackmöglichkeiten haben mich ganz persönlich weitergebracht.

Ich möchte daher die Möglichkeit nutzen, sowohl allen Mitgliedern meiner Kohorte als auch allen Ausbildern für die Unterstützung während der Ausbildung zu danken. Eure besondere Art der Wertschätzung hat eine Lernatmosphäre geschaffen, die ich auch während meiner Schulungen und in meiner Funktion als Seminarleiter versuche zu erzeugen. Damit wird meiner Ansicht nach der Grundstein für gute Lehre und die Akzeptanz, sich auf Neues einzulassen, geschaffen.

5) Welche Nebeneffekte stellen Sie durch die TutorPlus-Ausbildung innerhalb der Lehrkultur Ihres Institutes/Ihrer Fakultät fest?

Ich hoffe, dass Tutoren verstärkt als Chance wahrgenommen werden, die Lehre nachhaltig zu verbessen. Sie entlasten uns Lehrende und geben den Studierenden die Möglichkeit, das in Seminaren erworbene Wissen anzuwenden und zu vertiefen.

In Kleingruppen kann auf die speziellen Bedürfnisse der Teilnehmer sehr flexibel eingegangen werden. Diese Möglichkeit des individuellen Arbeitens gestaltet sich bei Vorlesungen und Seminaren eher schwierig.


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